Booklet

RECITAL

A Depection of the 20th Century

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Sir Lennox Berkeley

(1903-1989)

Sir Lennox Berkeley war ein britischer Komponist, dessen Kompositionen sich vor allem durch zarte Texturen und lebhafte Harmonien auszeichnen. Berkeley studiert am Marlon College in Oxford.

Der junge Musiker hat kaum seinen Abschluss in der Tasche, da kreuzen sich seine Wege mit denen des berühmten französischen Komponisten Maurice Ravel. Dieser ist tief beeindruckt von Berkeleys Kompositionen und empfiehlt seinem jungen Kollegen, sich am Pariser Konservatorium einzuschreiben und bei Nadia Boulanger zu studieren.

Gesagt getan, Berkeley geht nach Paris. Während seiner Zeit dort bekommt  er die Gelegenheit auch Igor Strawinsky und Francis Poulenc kennenzulernen. Ebenso wie Boulanger, prägen auch diese beiden berühmten Kollegen seinen musikalischen Stil entscheidend. 1936 trifft Berkeley Benjamin Britten, mit dem er anschließend 1937 bei der Orchesterkomposition ‚Mont Juic’ erfolgreich zusammenarbeitet. Daraus entwickelt sich nicht nur eine wichtige berufliche Verbindung, sondern auch eine enge persönliche Beziehung. Sie wird sein ganzes Leben lang halten.
Berkeley wird später Professor für Komposition an der Royal Academy of Music und Ehrenprofessor für Musik an der Keele University. Er experimentiert mit Atonalität, bleibt dabei jedoch seinem charakteristischen Stil stets treu.

Berkeleys Musik ist für ihre schönen Melodien und ihre geschickte Orchestrierung bekannt. Einige seiner bemerkenswertesten Werke sind das ‚Divertimento‘, ein ausgefeiltes Orchesterstück, die ‚Klaviersonate (1945)‘ und Opern wie ‚Nelson and Ruth‘. In seinen späteren Werken, wie der ‚Sonatina‘ und der ‚4. Sinfonie’, experimentiert er mit Atonalität. Er komponiert auch Stücke für bestimmte Interpreten, wie die ‚Sonatina op. 52‘ für den Gitarristen Julian Bream. 

Die 'Sonatine für Gitarre, op. 52’, entsteht 1957. Zu dieser Zeit setzt sich Berkeley intensiv mit dem Gitarrenrepertoire auseinander, was nicht zuletzt auf seine Freundschaft mit dem berühmten Gitarristen Julian Bream zurückzuführen ist, dem er das Stück widmet. 

Die Sonate besteht aus drei Sätzen, in denen Berkeley Elemente der traditionellen Tonalität mit einer modernen harmonischen Sprache verbindet. Der erste Satz, ‚Allegretto‘, konzentriert sich zu Beginn auf die melodischen Fähigkeiten der Gitarre und enthält lyrische Passagen, die Gesangsmelodien imitieren. In der Durchführung führt Berkeley schnelle Skalen und Rasguados ein, die an den Stil traditioneller spanischer Gitarrenmusik erinnern. Der zweite Satz, ‚Lento‘, nimmt ein langsameres Tempo an und widmet sich harmonischen Experimenten. Er führt melodische Fragmente in den Bassstimme ein, die mit expressiven Akkorden kontrastieren. Berkeley zögert die erwartete Auflösung dieser Motive strategisch hinaus und baut so die Spannung im gesamten Stück auf. Der Rondo-Satz in Berkeleys ‚Sonatina für Gitarre, op. 52‘ ist sowohl lyrisch als auch energisch. Er enthält verschiedene Gitarrentechniken und effekte wie Tremolos, Arpeggien, Rasgeados und Passagen. 

Hans Werner Henze war ein deutscher Komponist und gilt heute als einer der meistgespielten zeitgenössischen Komponisten.

Henze wird 1926 in Gütersloh, Deutschland geboren. Sein frühes Leben findet im Schatten der gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen des Zweiten Weltkriegs statt und ist  von diesen tief geprägt. Das Trauma seiner Kindheit unter dem Nazi-Regime ist eng mit Henzes Kompositionen verbunden und beeinflusst ihn zeitlebens. 

Er studiert zunächst in Braunschweig und Heidelberg, wo er Schüler von Wolfgang Fortner ist. Anschließend begibt er sich nach Paris, um bei René Leibowitz Schönbergs Zwölftontechnik zu studieren. Später arbeitet Henze als Kapellmeister am Staatstheater Wiesbaden und Generalmusikdirektor am Deutschen Theater in Konstanz.

Das Werkverzeichnis Henzes umfasst Werke aller musikalischen Gattungen. Mit dem ‚Cantiere Internazionale d’Arte Montepulciano‘ und der ‚Münchener Biennale‘ (Internationales Festival für neues Musiktheater) ruft er zwei Festivals ins Leben, die er als Komponist, Pädagoge und Förderer in dreifacher Hinsicht unterstützt. Seine enge Verbundenheit mit dem Theater sorgt dafür, dass seine Werke immer auch einen Bezug zu politischen Gegebenheiten oder Positionen haben. 

Henze missfällt das elitäre Gehabe der Obrigkeit und der herrschenden Klassen. Die bildungsbürgerliche Tradition, in der er selbst aufgewachsen ist, verurteilt er jedoch nicht. Vielmehr hinterfragt er spielerisch und oft ironisch die grundsätzlich gültigen historischen Muster. Dabei bezieht er sich gleichermaßen auf musikalische Vorbilder ebenso wie auf Aspekte aus Kunst und Literatur. Henze setzt sich in seinem Werk sensibel mit gesellschaftskritischen Themen auseinander.
Insgesamt erschafft der Komponist über 40 Bühnenwerke und zehn Sinfonien. Viele seiner 15 Opern finden schnell Eingang in das internationale Repertoire.

Bis zu seinem Tod widmet sich Henze voller Leidenschaft der Musik, zuletzt als Capell-Compositeur der Dresdner Staatskapelle.

Die Kompositionen für Sologitarre von Hans Werner Henze werden oft als eine intimere und lyrischere Seite seines immensen musikalischen Nachlasses wahrgenommen. Obwohl beispielsweise ‚Drei Tentos‘ oft als eigenständige Stücke aufgeführt werden, sind sie doch Teil eines größeren Werkes: der ‚Kammermusik 1958‘. Diese ist Benjamin Britten gewidmet und enthält die ‚Tentos‘ für Kammerensemble, Tenor und Gitarre. Julian Bream spielte die Uraufführung. 

Jedes ‚Tento‘ ist ein Intermezzo mit ganz eigenem Charakter für ein Lied aus der ‚Kammermusik 1958‘. Das erste ‚Tento‘, ‚Du schönes Bächlein‘, hat einen lyrischen, harfenartigen Charakter. Es basiert auf einem Vier-Noten-Thema mit einer hohen Tessitura und einer Dynamik, die selten über das Pianissimo hinausgeht. In diesem Satz werden Intervalle verwendet um einen Aufbau in der Komposition herbeizuführen.

Trotz festgesetzter Taktzeichen verschwindet das Gefühl eines kontinuierlichen Pulses und es entsteht eine Struktur, die sich in kleinen Phrasen orientiert. Das zweite Tento, ‚Es findet das Aug’, ist ein überwiegend rhythmischer Satz, mit stark improvisatorischem Charakter. Es ist der intensivste Satz des Stückes, der seiner ganz eigenen Dynamik folgt. Weder eine Melodie noch ein Charaktertypus stehen hier im Mittelpunkt. Vielmehr bedient sich Henze nur flüchtig verschiedener Ideen um im nächsten Moment schon wieder ein neues Motiv aufzugreifen. Das dritte ‚Tento‘, „Sohn Laios“, hat den bei weitem lyrischsten Charakter. Es basiert auf Henzes 'Neapolitanischer Melodie’. Dieser Satz spielt mit zwei gegensätzlichen Ideen, die sich unmittelbar aneinanderreihen. Er entwickelt sich durch diskontinuierliche Klangsegmente, die nebeneinander entstehen und keine direkte Beziehung aufweisen. Selbst in der Partitur unterstreicht Henze diesen Charakter durch verschiedene optische Akzentuierungen in der Notation. 


Hans Werner Henze

(1926-2012)


Heinrich Albert

(1870-1950)

Heinrich Albert war ein deutscher Komponist, Pädagoge und Solist. Im Jahr 1870 wird er in Würzburg geboren und erlernt zunächst Geige und Horn. Später dann ist er in verschiedenen Orchestern Deutschlands, der Schweiz und Russlands tätig. 

Im Kaim-Orchester (später die Münchner Philharmoniker) spielt er unter namhaften Dirigenten wie Gustav Mahler oder Ferdinand Löwe. Seit den 1890er Jahren erlernt er autodidaktisch das Gitarrenspiel, und erhält darauf aufbauend Unterricht bei Luigi Mozzani. In München arbeitet er auch selbst als Gitarren- und Mandolinenlehrer. Er ist Autor der Gitarrenschule: „Moderner Lehrgang des künstlerischen Gitarrenspiels“, die aus vier Bänden besteht.
Ab 1900 finden seine ersten Aufführungen statt. Um 1910 gründet er ein Gitarrenquartett, das er nach dem Vorbild eines Streichquartetts anlegt. Zweimal im Jahr spielt er eine Konzertreihe mit dem Titel: 'Die Gitarre in der Haus-und Kammermusik vor 100 Jahren’ . Die Stücke, die er in diesen Konzerten spielt und die er selbst komponiert, werden zeitgleich im Verlag Julius Heinrich Zimmermann veröffentlicht.
Heinrich Albert ist der erste deutsche Gitarrist, der bereits kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs in vielen deutschen Städten Konzerte gibt. 1928 wird er Prim-Gitarrist des Münchener Gitarren-Kammer-Trios. Bis nach 1943 gibt der Musiker und Komponist weiter Konzerte. 

Die ‚Sonate Nr. 1‘ ist die erste von zwei Sonaten aus der Feder Heinrich Alberts. Obwohl sie im im Jahr 1924 veröffentlicht wird, macht sie den Eindruck eher aus dem vorherigen Jahrhundert zu stammen. Aus diesem Grund wird sie oft als „neoromantische Sonate“ bezeichnet und erinnert so manchen an die Werke Schuberts.
Die Sonate besteht aus drei Sätzen. Der erste Satz in e-Moll ist ‚energisch bewegt‘, und hat die Form eines Sonatenhauptsatzes. Der dramatische Satz besteht aus vielen kleinen Motiven, die abwechselnd von Bass- und Oberstimme moduliert und imitiert werden. In der Exposition wechselt das Thema häufig zwischen Dur und Moll. Die kurze Durchführung im ‚dolce‘ Charakter steht in C-Dur und fängt die stürmische Energie der Einleitung auf. Die anschließende Reprise erweitert das Hauptthema um rhythmische Elemente.
Der zweite Satz steht in G-Dur und folgt der Liedform A-B-A. Das Thema der ersten Strophe spiegelt die Überschrift „Langsam und mit viel Wärme“ wider. Dies wird durch eine schreitende, im Dreivierteltakt rhythmisierte, fast schwebende Melodie erreicht. Der zweite Teil besteht aus absteigenden Terzen, die von einem Bass-Ostinato auf dem Grundton D begleitet werden. Nach vier Takten springt das Ostinato in die Oberstimme, der letzte A-Teil wiederholt sich und führt mit einer Kadenz in der Oberstimme zum Schlussakkord in G-Dur.
Der dritte Satz ist ein schnelles Rondo in e-Moll. Parallelen zu Schuberts ‚Erlkönig op.1, D. 328‘ sind unschwer zu erkennen und herauszuhören. Das Thema beginnt kraftvoll im Sechsachteltakt und steigert sich dann in Oktaven.


Alexandre Tansman

(1897-1986)

Alexandre Tansman war Komponist und Pianist. Er wird 1897 in Lodz, Polen geboren und verbringt dort seine Kindheit und Jugend, bis er später seine Heimat verlässt und hauptsächlich in Frankreich lebt. Seine Musik wird überwiegend als neoklassizistisch beschrieben, und ist stark von seinen polnischen und jüdischen Wurzeln beeinflusst. Auch seine Wahlheimat Frankreich prägt sein Schaffen deutlich. 

Tansman beginnt zwar sein Musikstudium am Konservatorium in Lodz, promoviert aber zunächst in Jura an der Universität Warschau. Parallel studiert er jedoch auch Komposition in der Klasse von Piotr Rytel in Warschau.

Nach Abschluss seiner Studien geht Tansman nach Paris. Hier finden seine musikalischen Ideen endlich Anklang bei Musikerkollegen und er schöpft neuen Mut. Zu seinen Förderern gehören namhafte Musiker, wie Igor Stravinsky und Maurice Ravel.

1941 sieht sich Tansman aufgrund seiner jüdischen Abstammung gezwungen Europa zu verlassen und emigriert nach Los Angeles. Dort lernt er viele andere europäische Musiker und Intellektuelle kennen, die sein Schicksal teilen und ebenfalls im Exil leben. Unter ihnen sind Igor Stravinsky, Arnold Schönberg, Darius Milhaud, Thomas Mann und Mario Castelnuovo-Tedesco.
Unbeirrt von den Wirren des Krieges setzt Tasman seine musikalische Arbeit fort und komponiert Filmmusik für mehrere Hollywood-Produktionen. Im Jahr 1946 erhält er dafür sogar eine Oscarnominierung in der Rubrik „beste Musik“ für den Film ‚Paris Underground’

Nach Kriegsende kehrt Tansman nach Paris zurück. Doch der Wiedereinstieg fällt ihm schwer, seine Abwesenheit von der europäischen Musikszene ist nicht spurlos an seiner Karriere vorbeigegangen. Er findet keinen Anschluss an die neuen musikalischen Strömungen in Frankreich, die sich inzwischen vermehrt der Avantgarde zuwenden.

Als Konsequenz macht Tansman eine Kehrtwende zurück zu seinen polnisch-jüdischen Wurzeln und komponiert in dieser Zeit einige seiner wichtigsten Werke. Obwohl er seine Beziehungen nach Polen dabei erneuert, wird er ums seiner Karriere und Familie willen seine Wahlheimat Frankreich bis zu seinem Tod 1986 nicht verlassen. 

Nach Frédéric Chopin, ist Tansman der wohl bedeutendste Interpret traditioneller polnischer Musikformen, wie der Polonaise und der Mazurka, die ihm als Inspirationsquelle dienen und die er nicht zuletzt als Hommage an Chopin auch selbst schreibt. Tansman komponiert zahlreiche Orchesterwerke, Klavierstücke, Filmmusik und Kammermusik.
Sein wichtigstes Vermächtnis sind heute jedoch seine Kompositionen für Gitarre. 

Zu seinen bekanntesten Kompositionen gehört das Stück ’Variations sur un thème de Scriabine’, das er Andres Segovia widmet. In dieser Ausnahmekomposition reflektiert Tansman die vielfältigen Möglichkeiten des Zupfinstruments und schafft dabei eine ganz eigene Synthese von Thema und Variationen. Grundlage des Themas ist Skrijabins Klavierstück ‚Prélude in Es-Moll, Opus 16, No.4.‘ Andres Segovia ändert zunächst nur die Transkription des Stückes in H-moll für Gitarre. In der Ausführung von Tansman von 1972 allerdings überarbeitet dieser kompositorisch mehrere Schlüsselstellen und nimmt erheblichen Einfluss auf die Harmonie der Komposition. Die Komposition beinhaltet sechs Variationen, von denen drei von einem langsameren Tempo geleitet sind und drei von einem höheren. 


Mario Castelnuovo-Tedeso 

(1895-1968)

Mario Castelnuovo-Tedesco war ein jüdisch-italienischer Komponist und Pianist. Er kommt 1895 in Florenz zur Welt. Seine musikalische Ausbildung absolviert er am Instituto Musicale Cherubini in Florenz. Im Jahr 1918 erhält er seinen Abschluss in Komposition unter Ildebrando Pizetti am Liceo Musicale in Bologna. In den 30er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelt sich Castelnuovo-Tedesco zu einem der führenden zeitgenössischen Komponisten Italiens. 

Gleichzeitig erweist er sich als exzellenter Pianist und scharfsinniger Kritiker.  Die Zusammenarbeit mit drei Koryphäen der damaligen klassischen Musikszene, Andrés Segovia (Gitarre), Jascha Heifetz (Geige) und Gregor Piatigorsky (Violoncello) beschert dem jungen Komponisten internationale Anerkennung und macht ihn schlagartig berühmt. Dies beeinflusst auch sein weiteres Schaffen nachhaltig. 

Als der zweite Weltkrieg unweigerlich auch Castelnuovo-Tedescos Heimat Italien erreicht, flieht der Musiker 1939 mit seiner Familie ins amerikanische Exil. In Los Angeles, wird er von den MGM-Studios als Filmkomponist unter Vertrag genommen. 15 Jahre lang arbeitet Castelnuovo-Tedesco für verschiedene Hollywood-Studios und komponiert in dieser Zeit die Musik für über 200 Filme. 

Insgesamt komponiert Castelnuovo 70 Orchesterwerke und mehrere Opern. Während seiner letzten Lebensjahre unterrichtet Castelnuovo-Tedesco am Musikkonservatorium von Los Angeles, wo er namhafte Komponisten, wie Goldsmith, Mancini, Previn, Riddle und John Wiliams auf ihrem Werdegang begleitet. 

Castelnuovo-Tedesco hat die klassische Gitarrenmusik maßgeblich beeinflusst. Einige seiner wichtigsten Werke sind: ‚Sonata ( Omaggio A Boccherini)‘, das ‚Capriccio diabolico‘, sowie die ‚Caprichos de Goya‘. 

‚Los Caprichos‘ ist ein sozialkritischer Zyklus des spanischen Malers Francisco de Goya. Es handelt sich um 80 Bilder, die zwischen 1793 und 1799 in einer Mischung aus Aquatinta und Radierung entstanden sind. Sie zeigen aktuelle gesellschaftliche Probleme, die der Maler satirisch aufgreift. Armut, Prostitution, Aberglaube, der Missbrauch kirchlicher Macht durch Inquisition und die Brutalität des Machterhalts von Adel und Klerus sind einige der Themen. 

Mario Castelnuovo-Tedeso wählt 24 der Motive Goyas aus und verwendet sie als Grundlage für die solistischen Teile seiner Komposition. Die berühmten ’24 Caprichos de Goya’ vollendet der Komponist 1961. 

Im ‚Capricho No. XII’No hubo remedio“ vertont Tedesco auch ein Bild Goyas. Es zeigt eine von der Inquisition zum Tode verurteilte Frau, die auf einem weißen Esel reitend, durch eine aufgebrachte Menschenmenge geführt wird. Um diese zutiefst bedrohliche und düstere Situation hörbar zu machen, greift Tedesco auf einen bekannten gregorianischen Choral zurück, dem ‚Dies Irae‘.
Insgesamt ist das ‚Capricho No XII‘ eine Passacaglia aus diesem Thema und sieben Variationen. 


Dusan Bogdanovic

(1955-)

Dusan Bogdanovic wird 1955 in Jugoslawien geboren. Er studiert Komposition und Orchestrierung am Konservatorium in Genf bei P. Wissmer und A. Ginastrea, sowie Gitarre bei M. L. Sao Marcos. Im Genfer Wettbewerb wird ihm der einzige erste Preis zugesprochen. Daraufhin nimmt seine Karriere schnell Fahrt auf und 1977 debütiert er mit einem sehr vielbeachteten Konzert in der Carnegie Hall. 

Nach Lehrtätigkeiten an der Musikakademie Belgrad und am San Francisco Conservatoire ist seine nächste Station wiederum das Konservatorium in Genf. 

Als Komponist, Improvisator und Gitarrist, kreiert Bogdanovic seinen ganz eigenen Stil – eine einzigartige Synthese aus klassischer, ethnischer und Jazzmusik. Bogdanovic spielt Konzerttourneen durch Europa, Asien und die Vereinigten Staaten, sowohl als Solokünstler, als auch als Mitglied verschiedener Ensembles. Er tritt mit diversen Kammerensembles auf, wobei seine musikalische Ausrichtung stets variabel bleibt. Zu seinen wichtigsten künstlerischen Kollaborationen gehören The Fall Guitar Trio und bekannte Jazzmusiker, wie James Newton, Milcho Leviev, Charlie Hayden, Miroslav Tadic, Anthony Cox und andere. Neben zahlreichen Stücken für Sologitarre komponiert Bogdanovic auch Kammermusik. 

Das Werk ‚Six Balkan Miniatures‘, die Bogdanovic Anfang der neunziger Jahre zu Papier bringt ist Bill Kanengiser gewidmet. Tatsächlich entstehen zunächst drei ‚Miniatures‘, die Bogdanovic garnicht erst veröffentlicht. Erst als Bill Kanengisers ihn persönlich um eine Komposition mit folklorischem Charakter bittet, entschließt er sich, drei weitere ‚Miniatures’ zu schreiben. 

Symbolisch stehen die sechs Stücke für die sechs Teilrepubliken, die einst Jugoslawien bildeten. Bogdanovic gibt seiner Komposition den Untertitel ‚Dedicated to a World of Peace’ und widmet sie dem damals im Krieg befindlichen Jugoslawien. Insgesamt zeichnet sich die Komposition durch eine Vielzahl balkantypischer Rhythmen aus.

‚Vranjanka‘ ist die einzige der Miniatures, die von einem existierenden Lied inspiriert ist. Die anderen sind, wie Bartok sagt, Folklore Imaginare. Die erste Miniature (‚Jutarnje Kolo‘), die vierte (‚Makedonsko Kolo’) und die sechste Miniature (‚Sitni Vez‘) sind Tänze, während die zweite (‚Zalopojka‘), die dritte (‚Vranjanka‘) und die fünfte (‚Siroko') Improvisationen sind.


Nach Studien in Italien und seinem Heimatland Jugoslawien schloss Miroslav Tadic seine Ausbildung in den USA ab. Seine Auftritte und Aufnahmen umfassen ein breites Spektrum von Barock und Klassik bis hin zu Blues, Jazz und Rock.  Tadic arbeitet oft und gerne mit bedeutenden Künstlerkollegen zusammen, darunter bedeutende Persönlichkeiten wie Terry Riley, Placido Domingo an der Los Angeles Opera, mit Dusan Bogdanovic, Howard Levy, Theodosii Spasov, Pandit Swapan Chaudhuri, Markus Stockhausen, Vlatko Stefanovski oder Maria João. 

Er tritt ieltweit auf, besonders häufig in Europa, Japan und den Vereinigten Staaten.
In den letzten Jahren konzentriert sich Tadic auf die Entwicklung eines improvisatorischen und kompositorischen Ansatzes, der musikalische Elemente aus verschiedenen Quellen kombiniert und gegenüberstellt, darunter Barockmusik, europäische und nordindische klassische Musik, osteuropäische Volksmusiktraditionen, Blues, Jazz und Rock. 

Besonders bekannt ist er für seine innovative Verwendung klassischer Techniken und Flamenco-Techniken auf der E-Gitarre. 

Tadic komponiert Musik für Solo-Gitarre, verschiedene Kammerensembles und mehrere preisgekrönte experimentelle Film-, Theater- und Tanzproduktionen. Seit 1985 unterrichtet er am California Institute of the Arts in Los Angeles. 

Die Herausgeber der Musikzeitschrift Guitar Player wählten Miroslav Tadic in der Januarausgabe von 1997 zu einem der dreißig innovativsten und herausragendsten Gitarristen der Welt. 

Die Komposition ‚Macedonian Girl‘ basiert auf einem der beliebtesten Lieder Mazedoniens, das ursprünglich ‚Makedonsko Devojce’ hieß. Obwohl es dem bekannten Songwriter Jonce Hristovski, geschrieben wurde, gilt es seit vielen Jahrzehnten als Volkslied. Es preist die unvergleichliche Schönheit mazedonischer Frauen und ist im ganzen Land bekannt, unabhängig vom Alter. Tadics Komposition unterscheidet sich erheblich vom einfacheren und leichteren Original, behält aber die schöne melodische Linie bei. Der 7/8-Takt des Stückes ist die gebräuchlichste Taktart in der mazedonischen Musik. 

Miroslav Tadic

(1955-)